pte20061122004 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Deutsche Nachrichten bald made in India

Outsourcing und Leiharbeit gefährden Pressefreiheit


www.newswatch.in
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Mainz / Berlin (pte004/22.11.2006/06:20) Outsourcing-Methoden im Journalismus haben globale Ausmaße angenommen. Um Kosten und Steuern zu sparen, bedienen sich nun nicht mehr nur Wirtschafts- und Finanzunternehmen sondern auch Nachrichtenunternehmen des Offshore-Konzepts. Dabei lagern britische und US-Zeitungen komplette Redaktionen ins Ausland, vorzugsweise nach Indien, aus, wie die International Herald Tribune berichtet. In Deutschland ist das Outsourcen von Redaktionen zwar noch kein Flächenbrand, von Einzelfällen könne aber nicht mehr die Rede sein, so Hendrik Zörner, Sprecher des Deutschen Journalisten-Verbandes DJV http://www.djv.de , gegenüber pressetext.

Deutsche Verlage wenden unterschiedliche Strategien an die Tarifbindungen zu umgehen. Dazu gehören neben dem Outsourcen der Redakteure in nicht tarifgebundene Gesellschaften der wachsende Einsatz von Leiharbeitnehmern. In der Allgemeinen Zeitung Mainz etwa erfolgen seit diesem Jahr Neueinstellungen über die Leiharbeitsfirma Topas, an der die Verlagsgruppe Rhein-Main - Herausgeberin der Allgemeinen Zeitung Mainz http://www.allgemeine-zeitung.de - zu 25 Prozent beteiligt ist. "Das Gehalt der Leihredakteure ist ein Drittel geringer. Außerdem entfallen Urlaubs- und Weihnachstgeld. Das ist Lohndumping", sagt Hermann Frühauf, Betriebsrat des Rhein-Main-Verlags.

Neben der Allgemeinen Zeitung Mainz beschäftigen laut einer Liste des DJV mindestens acht weitere Tageszeitungen Leiharbeiter. 15 weitere deutsche, meist Lokal- und Regionalzeitungen, gliedern Mitarbeiter oder ganze Redaktionen an nicht tarifgebundene Gesellschaften aus, um die Löhne der Journalisten zu drücken. Eine weitere Methode der Verlage Tarife zu umgehen, die der DJV aufgedeckt hat, sei Volontäre nicht im Verlag anzustellen sondern über hauseigene Journalistenschulen.

Österreichs Printmedien wurden von diesem Phänomen noch nicht erfasst. "Aber die Situation ist nicht besser, denn die Redaktionen beschäftigen zunehmend freie Mitarbeiter, die jedoch ihrer Tätigkeit und Arbeitsbedingungen nach angestellt werden müssten", sagt Franz C. Bauer, Vorsitzender der Journalistengewerkschaft in Österreich. Das Problem läge nicht unbedingt an der Gesetzeslage. Aber die Betroffenen würden sich aus Angst ihren Job zu verlieren, nicht trauen ihren Arbeitgeber zu verklagen. Im Outsourcing von Mitarbeitern und Redaktionen sieht Bauer eine Bedrohung für die Pressefreiheit.

(Ende)
Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Linda Osusky
Tel.: +43-1-81140-317
E-Mail: osusky@pressetext.com
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