pts20080609019 Sport/Events, Medizin/Wellness

Blinder Speerwerfer besiegt erstmals sehende Konkurrenz

Bil Marinkovic gewinnt bei den Wiener Landesmeisterschaften


Wien (pts019/09.06.2008/12:08) Bei den Wiener Leichtathletik-Landesmeisterschaften am 7. und 8. Juni 2008 gewinnt der vollblinde Bil Marinkovic (34) im Speerwurf mit sensationellen 55,26 m und hängt damit die sehende Konkurrenz ab. Bereits am ersten Tag der Meisterschaften entschied der blinde Ausnahmeathlet den Diskusbewerb mit 38,28 m für sich.

"Heute habe ich meine persönliche Schallmauer durchbrochen", freute sich der Spitzensportler nach seinem sensationellen Sieg im Speerwurf. Der blinde Weltrekordhalter konnte im Vorjahr seinen Titel bei der WM in Brasilien erfolgreich verteidigen und war 2007 Behindertensportler des Jahres. Mit dem 55,26-m-Wurf stellte er einen neuen inoffiziellen Weltrekord bei den blinden Athleten auf und ist damit voll auf Medaillenkurs für die Paralympics 2008 in Peking. Ende Mai gewann Marinkovic bei den Wiener Leichtathletik-Landesmeisterschaften der Behinderten souverän den Speerwurf- und den Diskusbewerb. Als nächstes tritt er am 27. Juni 2008 bei den Österreichischen Staatsmeisterschaften der Behinderten in Kapfenberg an.

"In Österreich gibt es bei den blinden Sportlern keine Konkurrenz mehr für Bil", erklärt sein Trainer Gregor Högler, Österreichischer Rekordhalter im Speerwurf, den Grund für die Teilnahme an Wettbewerben für nichtbehinderte Sportler. "Wir sind gerade dabei zu klären, ob Bil auch an den regulären Staatsmeisterschaften am 19. Juli in Kapfenberg teilnehmen darf", verrät Högler.

Die Leistung des vollblinden Spitzensportlers, der schon an die 10.000 Würfe absolviert hat, ist deshalb so sensationell, weil er im Gegensatz zu sehenden Speerwerfern mit einer für ihn nachteiligen Technik an den Start geht. "Bil wirft aus der Auslage. Das heißt, wenn er startet, hat er den Speer schon zurückgenommen, er läuft bereits in Abschussposition an. Dadurch verliert er Tempo, der Anlauf verkürzt sich. Er kann den Speer nicht während des Anlaufs zurücknehmen, weil er durch die Körperdrehung die Orientierung verlieren würde", erklärt Högler die spezielle Technik seines blinden Schützlings.

Die Vorbereitung auf die Paralympics 2008 in Peking sind derzeit das Wichtigste für Bil Marinkovic, der elf- bis zwölfmal die Woche trainiert. "Sonntag habe ich frei", lacht der fünffache Familienvater, der von der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs seit Jahren unterstützt wird. Der Vorzeigeathlet ist für viele Mitglieder der Hilfsorganisation Vorbild und Motivation. Seine Erfolge beweisen, dass man auch mit einer schweren Sehbehinderung an die Spitze kommen kann. Bil Marinkovic hat schon wieder ein neues Ziel: "Die 60-Meter-Grenze kommt langsam in Reichweite", lächelt der blinde Weltrekordhalter verschmitzt.

(Ende)
Aussender: Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs
Ansprechpartner: Mag. Dr. Gabriele Frisch
Tel.: +43/1/330 35 45-81
E-Mail: frisch@hilfsgemeinschaft.at
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