pte20081113033 Bildung/Karriere, Politik/Recht

Arbeitsmarkt: "Zuwanderung kein Allheilmittel"

Diskriminierungsschutz und wirtschaftspolitische Integration gefordert


Wien (pte033/13.11.2008/17:20) Die Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt wird angesichts der Finanzkrise und des Demografiewandels zu einer gesellschafts- und wirtschaftpolitischen Herausforderung. Wie die in vielen OECD-Staaten noch existierende Diskriminierung von Arbeitskräften mit Migrationshintergrund in der modernen Arbeitswelt vermieden werden kann und welche Chancen die Vielfalt der Kulturen bietet, waren die Themen des 3. Forum Zukunft der Arbeit, das Donnerstag auf Initiative des Competence Call Centers (CCC) und des Managementclubs im Wirtschaftsministerium (BMWA) in Wien stattfand http://www.forumzukunftderarbeit.at .

"Temporäre Zuwanderung darf kein Mittel sein, um den langfristigen Arbeitskräftebedarf in struktureller Hinsicht zu decken", so Thomas Liebig, Division für Internationale Migration des Arbeitsmarktdirektorats der OECD, in seinem Impulsreferat. Er weist darauf hin, dass es angesichts der zunehmenden Alterung der Gesellschaften eine Vielzahl an Optionen gibt, um die sich bereits abzeichnenden Engpässe am Arbeitsmarkt abzumildern. Da die alleinige Arbeitskräftezuwanderung kein Allheilmittel sei, ist es laut Liebig wichtig, eine "Verzahnung der Integrations- mit der Zuwanderungspolitik" zu gewährleisten. "Die Migration ist in Österreich in der letzten Dekade weniger dynamisch verlaufen, obwohl sie in den gesamten OECD-Ländern im Durchschnitt eher zugenommen hat", erklärte Liebig.

Dies trifft vor allem für Österreich zu. Trotz des Anstiegs an arbeitsmarktbezogener Migration ist die dauerhafte Zuwanderung überwiegend durch Familienzuzug und Personenfreizügigkeit geprägt. "Dies zeigt, dass Migration nur sehr schwer direkt steuerbar ist. Angesichts der Krise auf den internationalen Finanzmärkten werden wir sehr offen sein müssen, um den Wohlstand beibehalten zu können", gab Herbert Paierl, Präsident des Management Clubs, zu bedenken. Auch Christine Marek, Staatssekretärin im BMWA, sprach sich bei ihrer Eröffnungsrede für eine schrittweise, sektorale Öffnung des Arbeitsmarktes aus. "Wir sind kein Billiglohnland. Daher können wir den höheren Preis nur mit Qualität rechtfertigen", erklärte dagegen CCC-Vorstandsvorsitzender http://www.yourccc.com Thomas Kloibhofer.

Die Veranstaltung wurde von einer kontroversen Podiumsdiskussion unter der Leitung von Univ.-Prof. Edeltraud Hanappi-Egger, Abteilungsleiterin Diversity Management WU Wien, unter der Teilnahme von Zohreh Ali-Pahlavani, Abteilung Arbeitsmart der AK Wien, Herbert Paierl, Präsident Management Club, sowie Liebig begleitet.

Obwohl die gelungene Migration am Arbeitsmarkt eine Win-Win-Situation bedeutet, besteht in Österreich Nachholbedarf bei der Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen. Ali-Pahlavani bemerkt hierbei, dass es immer noch viel zu viele Fälle gibt, in denen Hochqualifizierte Berufe ausüben, die nicht dem Anforderungsgrad ihrer Ausbildung entsprechen. "Es kann nicht sein, dass ein ausländischer Ingenieur bei uns Taxi fahren muss. Dies ist eine Vergeudung von Ressourcen", sagte Ali-Pahlavani. Die Probleme bestünden aber auch bei der Integration junger Migranten. So würden sowohl die interkulturelle Kompetenz als auch die Sprachenvielfalt nicht geschätzt. Erst ein Diskriminierungsschutz mache Österreich einwanderungsfreundlicher.

So plädiert Paierl dafür, dass bei der aktuellen Regierungsbildung berücksichtigt werden sollte, eine nationale Zuwanderungsagentur zu schaffen. "Wir müssen von der ,Nein-Danke-Mentalität' wegkommen", sagte Paierl. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung sei aber auch, dass sich die Rahmenbedingungen für Zuwanderung verbessern. Schließlich sei die Transparenz bei der Anerkennung von Zeugnissen noch ungenügend sowie bürokratische Hürden zu hoch. Zu einer Verbesserung zählt Liebig aber auch, dass eine realistische Arbeits-Zuwanderungspolitik von den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes ausgehen sollte. Zudem sollte der Staat berücksichtigen, dass eine Öffnung nicht bedeutet, dass Zuwanderer auch längerfristig im Land bleiben.

Fotos zur Veranstaltung stehen unter http://fotodienst.at/browse.mc?album_id=2476&start=1 zum Download zur Verfügung

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: Florian Fügemann
Tel.: +43-1-81140-305
E-Mail: fuegemann@pressetext.com
|