pte20080909043 Medien/Kommunikation, Unternehmen/Wirtschaft

"Werbeverbote für Alkohol nicht hinnehmbar"

Branche läuft gegen Vorschläge des Drogen- und Suchtrates Sturm


Mit Alkoholwerbung werden jährlich 560 Mio. Euro verdient (Foto:pixelio.de/G.Strödel)
Mit Alkoholwerbung werden jährlich 560 Mio. Euro verdient (Foto:pixelio.de/G.Strödel)

Berlin (pte043/09.09.2008/13:59) Geht es nach dem Willen des Drogen- und Suchtrates http://www.bmg.bund.de soll schon bald vor 20.00 Uhr keine Werbung für Alkohol mehr im TV und Kino zu sehen sein. Das geht aus einem aktuellen Positionspapier des Gremiums hervor. "Auf längere Sicht sollte Alkoholwerbung ganz verbannt werden und Sponsoringmaßnahmen der Alkoholindustrie vollkommen unterbunden werden", heißt es von der Arbeitsgemeinschaft Suchtfragen. Ähnlich scharfe Töne schlägt man in diesem Hause auch gegenüber der Tabak-Industrie an. Von einem generellen Werbeverbot und der Forderung nach Nikotin-Abstinenz in Filmen- und Serien ist hier die Rede.

Jetzt hat sich der Verband privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) http://www.vprt.de zu den Forderungen zu Wort gemeldet. "Die Verhinderung von Alkohol- und Drogenmissbrauch ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen, dass das Engagement von Politik, Bildungseinrichtungen, Industrie, Handel, Medien wie auch Eltern benötigt", erklärt Anke Lehmann, Referentin Medienpolitik beim VPRT, auf pressetext-Nachfrage. Dennoch machen die Interessenvertreter keinen Hehl daraus, dass die Vorschläge des Drogen- und Suchtrates für sie nicht hinnehmbar sind. "Gesundheitskompetenz und ein verantwortungsbewusster Alkoholkonsum lassen sich aber nicht durch gesetzliche Verbote erzwingen", sagt der VPRT. Ein ähnliches Bild zeichnet auch Volker Nickel, Sprecher des Zentralverbandes der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW) im pressetext-Gespräch: "Eine jede weitere Verschärfung der Richtlinien schadet den Medien, den Verbrauchern, dem Handel und der Gesellschaft. Die Auswirkungen haben wir im Kino gesehen, wo die Werbeumsätze durch das Verbot für Alkoholwerbung vor 18.00 Uhr erheblich zurückgegangen sind."

Maßnahmen zur Einschränkung der Verfügbarkeit, die staatliche Bevormundung der Bürger mit Blick auf ihre individuelle Lebensführung sowie das Verbote von Werbung für Produkte, die legal im Handel zu erwerben sind, erzwingen zu wollen, sei nicht hinnehmbar, meint der VPRT. Nach seiner Ansicht würden Verbote und Eingriffe des Staates in persönliche Lebensbereiche nicht dazu geeignet seien, dass Konsumenten zukünftig nicht mehr zum Alkohol greifen. Eine ganz andere Meinung dazu hat Raphael Gaßmann, stellvertretender Geschäftsführer bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) http://www.dhs.de : "Wenn man den jungen Leuten zeigt, welchen angeblich positiven Einfluss Alkohol auf sie hat, dann werden sie sicher nicht die Finger davon lassen", so der Suchtexperte gegenüber pressetext. Von daher setzt sich das DHS für ein europaweit einheitliches Alkoholverbot ein.

Der VPRT fordert die Bundesregierung auf, die Regelungen bezüglich der Tabak- und Alkoholwerbung nicht noch weiter zu verschärfen, da diese seiner Meinung nach bereits ausreichend streng seien. "Die aktuellen Vorschläge des Drogen- und Suchtrates stellen einen unverhältnismäßigen und unzulässigen Eingriff in die Programmfreiheit und zeitgleich in das Geschäftsmodell der TV-und Radiosender da", so der Branchenverband. Nicht durch Werbeverbote, sondern vielmehr durch gezielte medienpädagogische Maßnahmen sollten Kinder einen gesunden und differenzierten Umgang mit Medien und der darin enthaltenen Werbung entwickeln. "Wir sind auch weiterhin bereit, derartige Projekte zu unterstützen", sagt der VPRT abschließend.

(Ende)
Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Erik Staschöfsky
Tel.: +43-1-81140-316
E-Mail: staschoefsky@pressetext.com
|