pte20080725020 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Yahoo scheitert mit DRM-Musik-Service

Bürgerrechtler: "Konsument soll für Fehler des Unternehmens büßen"


Yahoo Music will Ende September seine DRM-Server abschalten (Foto: new.music.yahoo.com)
Yahoo Music will Ende September seine DRM-Server abschalten (Foto: new.music.yahoo.com)

Sunnyvale (pte020/25.07.2008/12:52) Der Internetkonzern Yahoo hat die Kunden seines Online-Musik-Dienstes Yahoo Music http://new.music.yahoo.com per E-Mail darüber informiert, dass das Unternehmen am 30. September seine DRM-Server abschalten will. Die Folgen für die Kunden des Musikservices sind äußerst unangenehm. So können alle Nutzer, die bei Yahoo Music kopiergeschützte Songs gekauft haben, ab dem Zeitpunkt der Abschaltung nicht mehr mit diesen auf einen anderen Rechner umziehen oder sie auf einen portablen Audioplayer übertragen. Wie Cnet berichtet, werde eine Lizenz-Wiederherstellung von DRM-geschützten Dateien somit unmöglich. Um die eigene Musik langfristig zu sichern, rät Yahoo seinen Kunden, die betreffenden Titel auf Audio-CDs zu brennen und dann erneut umzuwandeln, um den Kopierschutz auszuschalten.

Nicht nur für die Nutzer-Community von Yahoo Music kam die aktuelle Ankündigung überraschend, sondern auch für die Electronic Frontier Foundation (EFF) http://www.eff.org , eine US-NGO, die sich auf das Thema Bürgerrechte im Internet spezialisiert hat. "Einige Leute glauben, dass sie mit Musik, die in digitales Rechtemanagement eingebettet ist, umgehen können wie mit einer normalen CD. Das aktuelle Beispiel sollte jedem klar machen, dass dem nicht so ist", stellt Corynne McSherry von der EFF fest. Yahoo habe bereits zugegeben, dass es mit der Verwendung von DRM-Lizenzen einen Fehler gemacht habe. Dass der Konsument diesen Fehler nun büßen soll, sei "ziemlich unverschämt". "Hier geht es nicht nur um das Zurückziehen der Unterstützung, sondern auch um eine fehlende Entschädigung für Kunden", betont McSherry. Yahoo solle sich bei ihnen entschuldigen und entweder seine Musik durch freie MP3s austauschen oder entsprechende Rückerstattung leisten.

Nach Meinung der EFF sollte Yahoo etwas vom Beispiel Microsoft gelernt haben. Das Redmonder Unternehmen hatte bereits im April diesen Jahres erklärt, die Lizenz-Erneuerungsschlüssel für Musik aus dem 2006 eingestellten US-Online-Service MSN-Music nicht länger zur Verfügung stellen zu wollen (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=080424002). Auch in diesem Fall wurden ehemalige Kunden in Form einer Mail über das Vorhaben aufgeklärt. Nach Bekanntwerden der Pläne führte allerdings eine Nutzer-Protestwelle zu einem Einlenken des Unternehmens. Als Konsequenz wurde der ursprüngliche Plan, die Lizenzserver am 31. August vom Netz zu nehmen, aufgegeben und eine Verlängerung der Lizenzvergabe bis Ende 2011 beschlossen.

"Wir haben die Situation rund um Microsoft sehr genau verfolgt", erklärt Michael Spiegelman, Senior Director im Bereich Musik bei Yahoo. Yahoo sei jedoch der Auffassung, dass die Entscheidung, die Unterstützung von DRM-Lizenzschlüsseln um drei Jahre zu verlängern, das Problem nur unnötig weiter in die Länge ziehe. "Die DRM-Frage würde so noch Jahre ungelöst bleiben. Wir wollen den Leuten aber jetzt bei der Umstellung helfen", rechtfertigt Spiegelman die aktuelle Entscheidung. "Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Nutzer in Europa von der geplanten Serverabschaltung nicht betroffen sind. In Europa hat Yahoo in der Vergangenheit keinen Musik-Aboservice betrieben und plant es auch in Zukunft nicht", stellt Yahoo Deutschland auf Anfrage von pressetext klar.

(Ende)
Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Markus Steiner
Tel.: +43-1-81140-317
E-Mail: steiner@pressetext.com
|