pte20070718025 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Philologenverband fordert mehr Schutz vor Internet-Mobbing

Telemediengesetz derzeit nicht ausreichend


Schüler mobben Lehrer im Internet (Foto: pixelio.de)
Schüler mobben Lehrer im Internet (Foto: pixelio.de)

Berlin (pte025/18.07.2007/12:33) Der Deutsche Philologenverband http://www.dphv.de fordert mehr Rechte für die Opfer von Internet-Mobbing. In jüngerer Vergangenheit habe die Zahl von Online-Mobbing-Vorfällen gegen Lehrer drastisch zugenommen. Das neue Telemediengesetz (TMG), das mit März dieses Jahres in Kraft getreten ist, bietet aus Sicht des Philologenverbandes keinen ausreichenden Schutz für Privatpersonen. "Es gibt zwar in Deutschland keine repräsentative Umfrage über solche Mobbing-Fälle. Wir kennen aber Zahlen aus England, wonach ein Fünftel der Lehrer angegeben hat, schon von Online-Diffamierungen betroffen gewesen zu sein", erklärt Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes, im pressetext-Interview.

Meidinger zeigt sich überzeugt, dass die britischen Zahlen auch für Deutschland und Österreich Gültigkeit haben. "Wir betreuen derzeit drei Dutzend Fälle und das ist sicherlich nur die Spitze des Eisbergs", setzt Meidinger fort. Offenbar ist mittlerweile so gut wie jede weiterführende Schule von Internet-Mobbing betroffen. Die Gesetzeslage zieht derzeit allerdings die Betreiber von Online-Plattformen überhaupt nicht zur Verantwortung. "Die Anbieter- oder Mitstörerhaftung ist im neuen TMG völlig unbefriedigend geregelt", klagt der Lehrervertreter. Dienstanbieter wie beispielsweise YouTube sind nicht für die Inhalte haftbar, die von den Nutzern eingestellt werden. Dadurch fällt der Schwarze Peter immer auf die Opfer zurück, heißt es vom Philologenverband.

Die E-Commerce- und Urheberrichtlinien der Europäischen Union seien jedenfalls so ausgelegt, dass von den Anbietern eine besondere Sorgfalts- und Überwachungspflicht eingefordert werden kann. Eben um bestimmte rechtswidrige Handlungen aufzudecken oder auch zu verhindern. Im deutschen TMG finden sich solche Regelungen derzeit allerdings nicht. Außerdem kritisiert Meidinger, dass das Telemediengesetz viel zu sehr auf die Bedürfnisse von Unternehmen und Rechteinhabern ausgerichtet ist, nicht aber auf den Schutz von Privatpersonen.

Natürlich müsse man dem Problem des Internet-Mobbings von mehreren Seiten begegnen. "Da sind zum Beispiel auch die Erziehungsberechtigten gefragt und es muss mehr Aufklärung an den Schulen geben. Die Jugendlichen müssen lernen, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist", so Meidinger gegenüber pressetext. Letztlich brauche es aber auch eine gesetzliche Grundlage, die derzeitige Situation sei ganz und gar nicht zufriedenstellend. Nun hofft der Philologenverband auf eine Novellierung des Gesetzes und fordert Bundestag und Bundesrat dazu auf, diese möglichst bald in Angriff zu nehmen.

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