pte20070518003 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Sarkozy schanzt Journalisten Beraterposten zu

Zunehmende Kritik an Verstrickungen zwischen Frankreichs Medien und der Politik


Gefährdet Sarkozy die Pressefreiheit in Frankreich? (Foto: Pixelio)
Gefährdet Sarkozy die Pressefreiheit in Frankreich? (Foto: Pixelio)

Paris (pte003/18.05.2007/06:10) Nicolas Sarkozys Verhältnis zu den Medien sorgt für steigende Besorgnis unter Journalisten und Organisationen wie Reporter ohne Grenzen (RSF) http://www.rsf.org . Der am Mittwoch offiziell zum Präsidenten Frankreichs angelobte Sarkozy, bot Journalisten erfolgreich Beraterposten an, berichtet Le Monde. Bei anderen Mitgliedern dieser Zunft sorgte der nun mächtigste Mann in Frankreich für das Ende ihrer Karriere. So soll Sarkozy, der mit dem EADS-Aktionär und Eigentümer der Zeitschrift "Paris Match" Arnaud Lagardere befreundet ist, für den Rausschmiss von Paris-Match-Chefredakteur Alain Genestar gesorgt haben.

Catherine Pegard, 52-jährige Politik-Chefredakteurin beim Wochenmagazin "Point" und Myriam Levy, 44-jährige Reporterin bei der konservativen Tageszeitung "Le Figaro" tauschen ihre Redaktionen nun gegen ihren neuen Arbeitsplatz im Elysee ein, wo sie als Beraterinnen des Präsidenten fungieren werden. Mit Georges-Marc Benamou befindet sich ein weiterer Ex-Journalist bereits seit Sommer 2006 in Sarkozys Beraterteam. "Enge Beziehungen zwischen Politikern und Journalisten sind ein Trend in Frankreich, der bei dieser Präsidentschaftskampagne besondere Ausmaße angenommen hat", erklärt Jean-Francois Juilliard, ein Sprecher von RSF, gegenüber pressetext.

Für Aufruhr sorgte Anfang dieser Woche die Rücknahme eines Artikels beim "Journal du Dimanche" (JDD) http://www.lejdd.fr , das sich auch im Besitz von Lagardere befindet. Beruhend auf Recherchen der Onlinezeitung Rue89.com wird in dem Artikel berichtet, dass sich die Ehefrau Sarkozys, Cecilia, beim zweiten Wahldurchgang ihrer Stimme enthalten hat. Vermutet wird, dass Lagardere auf Wunsch von Sarkozy Druck ausübte und somit die Veröffentlichung des Artikels vereitelte. RSF betont, dass es weder über direkte noch indirekte Hinweise für diese Vermutung verfügt. Allerdings bestätigte JDD-Chefredakteur Jacques Experandieu gegenüber AFP, Telefonanrufe erhalten zu haben, die darauf pochten, die Information in dem Artikel berühre die Privatsphäre Sarkozys und sei zu persönlich.

RSF rief in einer Pressemitteilung zu mehr Wachsamkeit gegenüber jeglicher Form von Druck auf Journalisten auf. "Der Respekt für die Privatsphäre ist essenziell, allerdings sollte er in keinem Fall ausgenutzt werden, um Informationen zu verschleiern, die von Allgemeininteresse sind", heißt es in der RSF-Pressemitteilung. Der Vorfall rief Erinnerungen an die Entlassung von Alain Genestar wach, unter dessen Leitung "Paris Match" im August 2005 ein Foto von Cecilia Sarkozy mit ihrem damaligen Liebhaber veröffentlichte. Die Pressefreiheit sehe RSF in Frankreich nicht in Gefahr. Dennoch müsse man stärker auf der Hut sein, so Juilliard.

RSF sowie auch Medienexperten warnen vor der extrem großen Nähe zwischen Politikjournalisten und Spitzenpolitikern. Neben Lagardere gehört auch Martin Bouygues, Eigentümer des Privatsenders TF1 zu Sarkozys engerem Freundeskreis. Dieser Trend zeigt sich besonders deutlich in der gehäuften Anzahl an Liebschaften zwischen Spitzenpolitikern und Starjournalisten. Auch Sarkozy hatte eine außereheliche Affäre mit einer Journalistin des Figaro. "Die Befürchtung, dass solche Beziehungen sich auf die Unabhängigkeit der Presse auswirken könnten, liegt nahe", betont Juilliard.

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