pte20070423003 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Russland: 50 Prozent gute Nachrichten sind Pflicht

Kreml kontrolliert Medien immer strenger


New York (pte003/23.04.2007/06:15) Russlands größtes unabhängiges Radionetzwerk, Russian News Service, wird nach einem Managementwechsel nun von zwei dem Kreml treuen Journalisten geleitet. Infolgedessen sind die Mitarbeiter des Netzwerks von nun an verpflichtet, mindestens 50 Prozent positive Nachrichten über Russland in die Nachrichtensendungen zu bringen. Die USA sollen als Feind dargestellt werden und es dürfen keine russischen Oppositionsführer erwähnt werden, was allerdings vom neuen Manager Aleksandr Y. Shkolnik bestritten wird. Als positive Berichte gelten gute Nachrichten von der Börse oder auch gute Wetterberichte, meint ein Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte, gegenüber der New York Times. "Themen wie Tod, Gewalt oder Armut sind beispielsweise nicht unbedingt erwünscht", erklärte dieser weiters.

Offiziell sollen diese Änderungen in der Themenauswahl dazu führen, dass die Nachrichten auch jüngeres Publikum ansprechen. Doch als wahrscheinlicher gilt, dass die russischen Parlamentswahlen, die im Herbst stattfinden, bereits ihre Schatten vorauswerfen. Der Kreml arbeitet daran, die Wahlen aus dem Hintergrund zu beeinflussen. Medienbeobachter warnen nun, dass die Zensurgesetze in Russland seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion noch nie so restriktiv waren wie heute.

Das Russian News Service bietet Nachrichtenupdates für Musikradiostationen, die sieben Millionen Menschen in Russland erreichen. Die Eigentümer, die dem Kreml nahe stehen, hatten sich bisher nicht in die redaktionelle Arbeit eingemischt. Die neuen Richtlinien bedeuten, dass es nun in Russland nur noch einen überregionalen Radiosender gibt, der auch über kontroverse Themen berichtet und ein Forum für Oppositionspolitiker bietet. Aleksei Venediktov, der Chefredakteur dieses Senders namens "Echo aus Moskau", sieht die aktuelle Entwicklung mit gemischten Gefühlen: "Für 'Echo aus Moskau' sind das gute Neuigkeiten. Wir haben jetzt das Monopol. Für Russland sind das jedoch schlechte Neuigkeiten."

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