pte20070306042 Politik/Recht, Unternehmen/Wirtschaft

Anleger bejubeln EuGH-Sportwettenurteil

Analyst: "Urteil sichert Geschäftsmodell aber nicht viel mehr"


Luxemburg/Wien/Berlin (pte042/06.03.2007/16:48) Das mit Spannung erwartete Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zum Glücksspiel-Markt in Italien (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=070306024 ) hat die Branche heute, Dienstag, in Aufbruchstimmung versetzt. "Damit ist der geplante Glücksspiel-Staatsvertrag faktisch obsolet", heißt es etwa beim deutschen Online-Lottoanbieter Tipp24. Sportwetten-Spezialist bwin sieht in dem Urteil einen "weiteren Meilenstein in Richtung Öffnung des europäischen Glücksspielmarkts". Die Börsianer bejubelten den EuGH-Entscheid. Während in Deutschland die Papiere der Rivalen Fluxx und Tipp24 zeitweise um sechs bzw. acht Prozent zulegen konnten, verzeichnete die bwin-Aktie einen Kurssprung um 17 Prozent und knackte am Dienstagvormittag die Marke von 30 Euro.

Analysten drücken jedoch auf die Euphoriebremse. "Durch die EuGH-Entscheidung ist zwar das Geschäftsmodell der Anbieter erst einmal gesichert. Das bedeutet aber kurzfristig sicher nicht die vollständige Liberalisierung des europäischen Glücksspiel-Markts", meint etwa RCB-Analyst Leopold Salcher im Gespräch mit pressetext. Anleger sollten bei einem Einstieg Vorsicht walten lassen. "Die positiven Auswirkungen des Urteils sind im aktuellen Kurs bereits abgebildet", so Salcher. Am Dienstagnachmittag haben Gewinnmitnahmen bereits wieder auf die Aktienkurse gedrückt. bwin etwa hält derzeit bei 28,7 Euro. Erst die kommenden Monate würden zeigen, wie sich die Bedingungen in den einzelnen Ländern entwickeln, betont Salcher.

Die Gegner des Wettmonopols sehen sich jedenfalls nach dem EuGH-Urteil in ihrer Haltung bestätigt. "Der Staat muss nach der heutigen Entscheidung das Verhalten von Kunden, die Glücksspiel-Angebote in Anspruch nehmen wollen, mit anderen, geeigneteren und verhältnismäßigeren Mitteln steuern", meint Jan Pommer, Geschäftsführer der deutschen Basketball-Bundesliga und Sprecher des "Bündnis gegen das Wett-Monopol" http://www.kein-monopol.de .

Dagegen erwartet Niedersachsens Lotto-Chef Rolf Stypmann durch das Urteil keine Gefährdung des staatlichen Wettmonopols. Die Casinos Austria, staatlicher Anbieter von Glücksspielen in Österreich, bezeichneten den EuGH-Entscheid gar als "Waterloo für Liberalisierungsbefürworter". "Mit dieser Entscheidung wurde den Schlussanträgen des Generalanwalts, der eine Liberalisierung im Glücksspielbereich angestrebt hat, eine massive Abfuhr erteilt", heißt es in einer entsprechenden Aussendung.

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