pte20070201037 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

Telekom Austria entfacht Diskussion über Internetmaut

Rütteln an Netzneutralität: "Was kostet gratis"


(Foto: fotodienst.at)
(Foto: fotodienst.at)

Wien/Köln (pte037/01.02.2007/13:50) Rudolf Fischer, Vorstand der Telekom Austria (TA) http://www.telekom.at , hat mit einem Eintrag in seinem Weblog eine neue Diskussion über die Netzneutralität vom Zaun gebrochen. Unter dem Titel "Was kostet gratis" sucht er nach zukünftigen Geschäftsmodellen für Internetzugangsanbieter, die sich mit zunehmender Datenmenge - generiert von Contentanbietern wie Google, Yahoo oder Joost - konfrontiert sehen. Der Ausbau der Netze, um benötigte Bandbreiten zur Verfügung zu stellen, bleibe finanziell an den Telcos hängen. Denn "wer finanziert es, wenn die Contentindustrie und großen Aggregatoren wie Yahoo und Google versuchen ihre Schäfchen mit Werbung ins Trockene zu bringen und davon ausgehen, dass Distribution weltweit gratis ist", schreibt Fischer.

Laut dem Marktforschungsinstitut EITO http://www.eito.org haben die Telcos im Jahr 2006 weltweit 1.107 Mrd. Euro umgesetzt. Bedenkt man, dass Investoren eine Re-Investitionsrate von zehn bis 15 Prozent akzeptieren, so bleiben 150 Mrd. Euro für den weiteren Ausbau der Infrastruktur, rechnet Fischer vor. Bei der anstehenden Aufgabe, der Umrüstung in IP Netze, sei diese Summe eher an der unteren Grenze angesiedelt. Als Ausweg regt Fischer ein gemeinsames Geschäftsmodell von Infrastruktur- und Contentanbietern an, um den Ausbau der Netze zu finanzieren. Damit holt der TA-Vorstand die US-Diskussion über den freien Datenverkehr nach Österreich.

Auch in anderen Ländern werden bereits Diskussionen zum Thema geführt. In Deutschland hat sich die Telekom zur Netzneutralität geäußert und stößt dabei ins gleiche Horn wie die Telekom Austria. "Der Hintergrund liegt aber nicht allein im Futterneid zu Google & Co., sondern in den Modellen der Next Generation Networks der großen Carrier und wie diese sich auf die Wertschöpfung auswirken", weiß Harald Summa, Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Internetwirtschaft eco http://www.eco.de . "Wir werden die Diskussion führen müssen, ob man an der Netzneutralität rütteln darf. Das Problem sehen wir aber weniger in der Frage, ob Gebühren verlangt werden, sondern wofür und wie sie denn eingehoben werden sollen", meint der eco-Chef auf Anfrage von pressetext.

Das Prinzip der Netzneutralität soll den gleichberechtigten Datenverkehrs im Internet gewährleisten. Jeder Zugangsanbieter soll alle Daten gleichberechtigt übermitteln, eine Unterscheidung nach der Herkunft oder dem Ziel der Datenpakete darf es nicht geben. In den USA schwelt seit einiger Zeit der Konflikt über die neutrale Haltung gegenüber den transferierten Informationspaketen. Große Telekommunikationsanbieter wie AT&T kritisierten, dass Unternehmen wie Google und Yahoo deren Leitungen gratis nutzen würden. Um ihre Dienste zu vertreiben, sollten sie jedoch dafür zahlen, lautet das bekannte Argument. Für die Genehmigung der Übernahme des ehemaligen Konkurrenten BellSouth musste das Unternehmen Ende 2006 jedoch zusichern, in den kommenden zwei Jahren auf die Einführung einer Breitbandmaut zu verzichten.

Die Kontrolle des Internets und die Einhebung von Durchleitungsgebühren durch die Telcos ist technisch auch kein Problem. Jene Contentanbieter, die keinen entsprechenden Beitrag zum weiteren Ausbau der Netze leisten, könnten von den Internetprovidern in der Übertragungsgeschwindigkeit gedrosselt oder gar ganz blockiert werden. "Grundsätzlich ist im Fall der Telekom Austria allerdings zu bedenken, dass hier Infrastruktur besteht, die noch aus Monopolzeiten stammt. Hier gilt der das absolute Gebot der Nicht-Diskriminierung", gibt Ute Rabussay, stellvertretende Geschäftsführerin des Verbandes der Alternativen Telekom-Netzbetreiber (VAT) http://www.vat.at , im Gespräch mit pressetext zu bedenken. Fischer freut sich in jedem Fall schon auf eine spannende, gesamteuropäische Diskussion über die Neutralität des Internets.

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