pts20061019015 Unternehmen/Wirtschaft, Medizin/Wellness

Krankenhäuser zwischen Spar- und Investitionszwang

Roland Berger zeigt Wege zum effizienten Spital auf


Wien (pts015/19.10.2006/09:30) Die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben im österreichischen Gesundheitswesen wird ohne Gegensteuerung bis 2010 auf mehr als eine Milliarde Euro anwachsen. Maßnahmen wie die Schaffung von Gesundheitsplattformen sollen hier Abhilfe schaffen. Aber auch die einzelnen Krankenhäuser müssen weitere Einsparungspotenziale nutzen. Das sagte Dr. Joachim Kartte, Leiter des Competence Centers Gesundheitswesen von Roland Berger Strategy Consultants, beim Business Breakfast "Effizienz im Krankenhaus" in Wien.

"Obwohl sich die Einnahmen in den vergangenen Jahren positiv entwickelt haben, geht die Einnahmen-Ausgaben-Schere immer weiter auf. Die Hauptgründe dafür sind das kontinuierliche Ansteigen des Durchschnittsalters der Bevölkerung und immer höhere Kosten durch den raschen medizinischen Fortschritt", so Dr. Roland Falb, Managing Partner im Wiener Büro des internationalen Strategieberaters, in seiner Einführungsrede. Der Gesundheitsexperte sieht deshalb drei wesentliche Herausforderungen auf Österreichs Spitäler zukommen: "Neben der Sicherung der Behandlungsqualität stehen Effizienzsteigerungen und der Zugang zu Investitionsmitteln im Vordergrund."

Einsparungen von bis zu 20 Prozent möglich
Zur Steigerung der operativen Effizienz sollte jeder Bereich eines Krankenhauses - von den Kliniken über medizinische Dienstleistungen bis hin zur Verwaltung - an individuellen Zielvorgaben gemessen und bewertet werden. "Unsere Erfahrung zeigt, dass Spitäler dadurch ihr Betriebsergebnis um bis zu 20 Prozent steigern können. Die eingesparten Mittel schaffen Spielraum für dringend benötigte Investitionen", erklärte Kartte bei seinem Vortrag. Auf Grund der Kostenstruktur der österreichischen Krankenanstalten bieten vor allem die Bereiche Pflege und Einkauf noch erhebliches Potenzial. Diese beiden Bereiche machen über die Hälfte der Gesamtkosten aus.

"Allein im Pflegebereich können große Krankenhäuser durch Reorganisation ihre Kosten um bis zu zehn Prozent reduzieren", meinte Kartte. So ermöglicht die Einführung von Bereichspflegerinnen und -pflegern den abteilungsübergreifenden Einsatz von Pflegepersonal und eine Reduktion von Überstunden. Auch mit flexibleren Dienstplänen an Stelle der derzeitigen Zwölf-Stunden-Schicht können Spitäler besser auf die Auslastungsspitzen in den Vormittags- und Mittagsstunden eingehen. Das Pflegepersonal kann so zu Zeiten eingesetzt werden, in denen es auch wirklich gebraucht wird.

Großes Verbesserungspotenzial birgt die Einführung von verbindlichen Standards für die Zusammenarbeit zwischen Pflegern und Ärzten. "Derzeit ist es so, dass Anzahl und Zeitpunkt der Visiten fast ausschließlich von der Ärzteschaft bestimmt wird. Der pflegerische Bereich wird meist nicht eingebunden und oft nicht einmal zeitgerecht informiert. Das macht eine bedarfsgerechte Personalplanung im Pflegebereich fast unmöglich."

Auch der Einkauf eines Krankenhauses bietet noch große Einsparungsmöglichkeiten. "Unsere Analysen zeigen, dass Spitäler teilweise über 1000 Lieferanten haben und es insbesondere im medizinischen Bereich fast keine Standardisierung gibt. Und das, obwohl rund zwei Drittel aller Einsparungen durch Standardisierungen von Produktgruppen und nicht durch Verhandlungen erreicht werden", so der Berater.

Private Partner für Großinvestitionen
Um den steigenden Investitionsbedarf in den heimischen Spitälern zu bewältigen, nennt der Strategieberater die Möglichkeit privates Kapital, aber auch Know-how einzubinden. So könnten beispielsweise einzelne Klinikbereiche verkauft werden oder mittels Public Private Partnership (PPP) Modellen kostenaufwendige Projekte finanziert werden. "In Deutschland wurde beispielsweise so ein Protonentherapiezentrum errichtet, dessen Finanzierung das Krankenhaus alleine nie hätte tragen können", meinte der Berater.

Im medizinischen wie nicht medizinischen Dienstleistungsbereich bieten Outsourcing und Insourcing interessante Alternativen. "Diagnostikleistungen im Laborbereich wie Mikrobiologie, Virologie oder klinische Chemie lassen sich in der Regel sehr gut auslagern. Alternativ können diese Dienstleistungen - wenn die Wirtschaftlichkeit gegeben ist - auch extern am Markt angeboten werden." Im IT-Bereich besteht die Möglichkeit, gemeinsam mit externen Partnern digitale Krankenhäuser und regionale Netzwerke zu entwickeln und zu betreiben.

Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, zählt zu den weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 32 Büros in 23 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. Mehr als 1.700 Mitarbeiter haben im Jahr 2005 einen Honorarumsatz von rund 550 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 130 Partnern.

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(Ende)
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