pte20060331027 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

Spamlisten: Freud und Leid für Internet-User

Newsletter landen oft auf Blocklisten


Wien/Mainz (pte027/31.03.2006/13:59) Spamfilter und Spamlisten gehören mittlerweile zur Grundausstattung, um einen effizienten Mailverkehr im eigenen Betrieb zu gewährleisten. Unternehmen, die ihren Kundenkontakt per Newsletter aufrechterhalten, kommen dadurch jedoch immer öfter in Gefahr, dass sich diese mittlerweile notwendigen Filterinstrumente auch gegen sie selbst richten. "Spam ist gerade für Unternehmen, die auf E-Mail-Marketing setzen, ein komplexes und kompliziertes Thema, denn bald jedes Land hat andere Bestimmungen und es gibt keinen allgemeingültigen Standard, nach welchem die unterschiedlichen Anti-Spam-Plattformen vorgehen", meint Igor Schellander, Leiter Direct Marketing beim Internetserviceprovider (ISP) Inode http://www.inode.at , gegenüber pressetext.

Landet man dennoch auf einer Blocklist, so kann es zu einem beschwerlichen Weg werden, hiervon wieder gelöscht zu werden. "Zuerst muss man seine Absichten offen legen um zu beweisen, dass man kein Spammer ist. Meistens wird man auch nicht herum kommen, den Handelsregistereintrag vorzulegen, um sich als seriöses Unternehmen zu qualifizieren", erklärt Christoph Hardy, Sicherheitsexperte bei Sophos http://www.sophos.com . "Diese Prozedur kann lange dauern", bestätigt auch Schellander. Darunter leiden auch die Kunden, die auf die geblockten Informationen, beispielsweise einen Newsletter, warten. "Als ISP können wir unseren Kunden hier mit Rat und Tat zur Seite stehen, die Überzeugungsarbeit muss jedoch von den betroffenen Unternehmen selbst geleistet werden. Plattformen wie Spamcop und Spamhaus sind unabhängige Organisationen und gegenüber niemandem weisungsgebunden."

Die Betreiber der Listen reagieren durchaus langsam bei der Bearbeitung von Beschwerden und lassen sich nur mühsam davon überzeugen, dass über einen Server keine beziehungsweise unabsichtlich "unerwünschte" Mails verschickt wurden. "Wir arbeiten nach strengen Kriterien", verteidigt sich Steven Linford, Sprecher The Spamhaus Project http://www.spamhaus.org , auf Anfrage von pressetext. Dass man unabsichtlich auf die Liste gelangen kann, weist Linford zurück: "Wer nur E-Mails verschickt, deren Empfänger nach der "Closed-Loop Opt-In"-Methode verifiziert wurden, wird niemals auf unsere Liste kommen". Close Loop Opt In bedeutet, dass der Empfänger ausdrücklich und nachvollziehbar seine Zustimmung zur Aufnahme auf eine Mailinglist gegeben hat http://www.spamhaus.org/mailinglists.html .

Ein striktes Opt-In-Verfahren fordert auch der österreichische Gesetzgeber seit der Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) (pte berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=060228030 ). Jedoch wurden diese Vorgaben erst von wenigen Online-Medien umgesetzt.

Bei Spamlisten wird zwischen Allow- und Blocklists unterschieden. Wird eine Blocklist zur Filterung genutzt, so werden E-Mails von Servern, die in der Datenbank gelistet sind, geblockt. In der Allowlist werden Absender angeführt, die per se vertrauenswürdig sind. Diese Blocklisten werden laufend aktualisiert und erkennen Spam-Mails nach bestimmten Kriterien. "Es gibt bei den meisten Spamlisten über 800 verschiedene Regeln, wonach zwischen Spam und sauberen Mails unterschieden wird", erklärt Hardy.

Ein Kriterium sind beispielsweise so genannte "Dirty Words". "Kommt in einem Mail das Wort Viagra vor, eventuell auch noch in Verbindung mit einer Zahl, so kann schon ein Spamverdacht vorliegen. Ein anderes Kriterium ist, dass viele identische Mails gleichzeitig verschickt werden. Die IP-Adressen dieser Server werden dann genauer beobachtet und wenn sich die Verdachtsmomente häufen, werden die Server geblockt", so Hardy.

An öffentliche Listen wie Spamcop http://www.spamcop.org kann zudem jede Privatperson E-Mails melden, von denen sie sich belästigt fühlt. "Langt dort eine bestimmte Anzahl derselben E-Mail ein, wird Spamcop tätig", erklärt Schellander. "Ein Newsletter kommt natürlich leicht in die Gefahr, diese Kriterien zu erfüllen. Daher müssen Unternehmen, die sich per E-Mail an ihre Kunden wenden, dabei vorsichtig agieren", empfiehlt Hardy. Auf der sicheren und seriösen Seite befinde sich ein Unternehmen, das seine digitalen Informationen nur als reinen Text verschickt. "Am besten ist ein plain-text-Format ohne Attachements. Zudem sollten die Nachrichten keine aktiven Links enthalten und optimalerweise individualisiert sein", so der Experte.

Eine zusätzliche Hilfe für Geschäftskunden kann die sogenannte White- oder Allowlist sein. "Die österreichischen ISPs führen Listen von vertrauenswürdigen Unternehmen, die sie auch miteinander abgleichen. Damit können wir sicherstellen, dass Newsletter dieser Kunden nicht vom System gefiltert werden. Um auf diese Listen zu kommen müssen jedoch strenge Kriterien erfüllt werden", so Schellander.

Problematisch sieht Hardy die Öffentlichkeit mancher Listen. Zwar steht die Absicht dahinter, dass die IP-Adressen dieser Spamversand-Server für jedermann ersichtlich und somit bekämpfbar sind. "Die Versender von Spam wissen das jedoch ebenso und können darauf reagieren, indem sie einen anderen Server benutzen", so Hardy abschließend gegenüber pressetext.

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