pte20050317027 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Französischer Newschannel wartet auf grünes Licht aus Brüssel

Privater Sender mit staatlicher Finanzierung hat viele Gegner


Paris (pte027/17.03.2005/12:00) Marc Tessier, Chef des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders France Televisions http://www.francetelevisions.fr und Patrick Le Lay, Direktor des Privatsenders TF1 http://www.tf1.fr , werden morgen, Freitag, mit Frankreichs Präsidenten Jacques Chirac das Dossier für den geplanten Nachrichtensender Chaine Francaise d'Information Internationale (CFII) im Detail besprechen. Im Mittelpunkt dieses Treffens sollen die Schwierigkeiten, die das Wunschkind Chiracs seit mehreren Monaten plagen, besprochen werden. Gewichtigster Kritikpunkt der Gegner dieses Projekts ist die 100-prozentige Finanzierung des zukünftigen Privatsenders aus öffentlichen Geldern.

Wie es in der Le Monde heißt, wird ein Verbund aus TF1 und France Televisions den Nachrichtensender betreiben. Ein Dossier liegt derzeit zur Überprüfung auf den Schreibtischen der EU-Kommission, die das Projekt genehmigen muss, da der Privatsender laut einem Komitee der Sendergruppe France Televisions zu 100 Prozent aus öffentlichen Mitteln finanziert wird. Dieses gewählte Komitee, das aus Journalisten, Technikern und Verwaltungspersonal zusammengesetzt ist, gehört zu den vehementesten Gegnern des Senders. "Es handelt sich um eine wahrhaftige Unterschlagung öffentlicher Gelder zu Gunsten privater Interessen, die eine erhebliche Gefährdung für die bereits vorhandenen internationalen Nachrichtensender (TV5, CFI, Euronews) bedeutet", hieß es während einer Versammlung des Komitees, vergangenen Freitag.

Zwar räumte Außenminister Michel Barnier ein, dass sich CFII komplementär zu den anderen Nachrichtensendern verhalten wird, es jedoch nötig sei zu präzisieren, welche Form diese Komplementarität annehmen wird. Teile der sozialistischen Partei Frankreichs äußerten sich ebenfalls kritisch gegenüber CFII. "Ein Psychodrama, das Resultat einer Schuld Jacques Chiracs gegenüber TF1 ist", so ein Abgeordneter der Sozialisten. Fragen wirft auch der autonome Status des Senders auf, der trotz öffentlicher Finanzierung nicht dem Obersten Aufsichtsrat der Medien unterworfen sein wird.

Die Idee für ein "französisches CNN" hatte Chirac im Januar vergangenen Jahres. Ausgestrahlt werden soll das Programm in französischer Sprache sowie außerhalb Frankreichs auf englisch und arabisch. Nach Schätzungen von France Televisions und TF1 werden über 250 Arbeitsplätze geschaffen. Für den Chefposten ist der Journalist Jean-Pierre Elkabbach im Gespräch, der sich für das Angebot sehr interessiert, sich aber noch nicht festgelegen wollte. Für den Programmstart verfügt der Sender über 30 Mio. Euro. Bis zur Erstausstrahlung, die frühestens 2006 erwartet wird, rechnen die Betreiber jedoch mit einem Budget von rund 70 Mio. Euro. Die ersten fünf Jahre sollen Werbemöglichkeiten auf dem Sender beschränkt bleiben.

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