pte20040324018 Politik/Recht, Unternehmen/Wirtschaft

Rekordstrafe und strenge Auflagen für Microsoft

EU will Windows-Betriebssystem ohne Media Player


Brüssel/Redmond (pte018/24.03.2004/12:21) Die EU-Kommission http://europa.eu.int hat heute, Mittwoch, die erwartete Rekordstrafe gegen den Softwareriesen Microsoft http://www.microsoft.com verhängt. Wegen Missbrauches der marktbeherrschenden Stellung muss der Redmonder Konzern insgesamt 497 Mio. Euro nach Brüssel überweisen. Darüber hinaus hat die Kommission weit reichende Auflagen gegen den Softwarekonzern verhängt. So muss Microsoft innerhalb von 90 Tagen ein Windows-Betriebssystem ohne Media Player auf den Markt bringen.

Das EU-Verfahren gegen Microsoft läuft seit fünf Jahren. Im Wesentlichen ging es - ähnlich wie bei dem in den USA abgeschlossenen Verfahren - um den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung durch den Softwareriesen. Microsoft wurde unter anderem die obligatorische Einbindung des Media Player in seine Betriebssysteme zum Vorwurf gemacht. Die EU verlangt in ihrer heutigen Entscheidung eine Version, in der der Media Player, mit dem Audio- und Video-Dateien abgespielt werden können, vom Betriebssystem entkoppelt ist. PC-Hersteller dürfen keine Rabatte erhalten, wenn Sie Windows zusammen mit dem Media Player erwerben, fordert die Kommission. Darüber hinaus muss Microsoft die Schnittstellen offen legen, die Wettbewerber benötigen, damit ihre Produkte mit dem "allgegenwärtigen Betriebssystem Window" kommunizieren können. Dafür hat das Unternehmen 120 Tage Zeit.

Die EU hat gleichzeitig die Ernennung eines Bevollmächtigten angekündigt, der überprüfen soll, wie und ob der Softwarekonzern die Auflagen erfüllt. "Dominante Unternehmen müssen sicherstellen, dass die Art ihres Geschäftes den Wettbewerb nicht behindert und Konsumenten und dem technischen Fortschritt Schaden zufügt", sagte EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti in einer Erklärung.

Der bisherige Rekordhalter bei den von den Brüsseler Wettbewerbswächtern verhängten Strafen war der Schweizer Pharmakonzern Hoffmann-La Roche, der als Führer des so genannten Vitaminkartells 2001 insgesamt 462 Mio. Euro zahlen musste. Die Kommission hätte einen Strafrahmen von bis zu zehn Prozent des jährlichen Umsatzes von Microsoft (2003: 32,2 Mrd. Dollar) ausschöpfen können. Die nun verhängte Strafhöhe bleibt zwar weit darunter, überrascht aber dennoch. Bis vor kurzem waren Beobachter von einer Strafe in der Höhe von 200 Mio. Dollar ausgegangen. pte berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=040315011 Erst zu Wochenbeginn waren Meldungen über eine Strafhöhe von knapp einer Mrd. Euro lanciert worden.

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