pte20030507029 Medien/Kommunikation, Produkte/Innovationen

Kabelverband wettert gegen digitalen TV-Standard

"Technischer Rückschritt auf Kosten der Gebühren- und Steuerzahler"


Berlin (pte029/07.05.2003/13:15) Die Einführung des neuen digitalen TV-Sendestandards DVB-T in Berlin und Brandenburg entwickelt sich nach Auffassung des Fachverbandes Rundfunkempfangs- und Kabelanlagen (FRK) http://www.kabelverband-frk.de zu einem Arbeitsbeschaffungsprogramm für Kabelnetzbetreiber. Gleichzeitig sei das Projekt für die Initiatoren ein politisches und finanzielles Desaster. Viele Kunden beschwerten sich über Qualitätseinbußen beim Fernsehempfang, die durch die Verwendung des DVB-T-Signals verursacht werden. Neben den bei DVB-T üblichen "Bauklötzchen" berichten diese Haushalte über stehende Bilder, fehlenden Stereoempfang, keine Unterstützung des 16:9-Bildformats und stark verzerrte Zeitlupenaufnahmen bei Sportsendungen.

"Die Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg hat sich auf ein kostspieliges Technikabenteuer eingelassen. Der geringe Anteil bei terrestrischem Fernsehempfang führt zu einem wirtschaftlichen Scherbenhaufen zu Lasten der Gebühren- und Steuerzahler. Die Medienpolitik sollte sich bei Fragen der technischen Infrastruktur heraushalten und nicht noch Mio. Euro für unausgereifte und unwirtschaftliche Standards ausgeben", führte Heinz-Peter Labonte, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des FRK, nach einer Fachkonferenz seines Verbandes in Germendorf bei Berlin aus.

Die EU-Wettbewerbskommission würde bereits gegen die mabb wegen des Verdachts der unerlaubten Beihilfe ermitteln. Neben den technischen Schwierigkeiten drohe nun ein medienpolitisches Debakel. Die aggressive Vorgehensweise der mabb bei der Einführung von DVB-T sei ordnungspolitisch höchst fragwürdig. "In Zeiten des liberalisierten Telekommunikationsmarktes ist es ein Anachronismus, dass eine staatliche Institution den neuen Übertragungsstandard mit monopolistisch erzielten Mitteln subventioniert, nämlich den Rundfunkgebühren", erklärte Labonte. Um Schaden von den Gebühren- und Steuerzahlern abzuwenden, fordert der FRK die Bundesregierung auf, die EU-Kommission bei ihrem Bemühen zu unterstützen, Wettbewerbsverzerrungen beim Betrieb und der Bereitstellung von Medieninfrastrukturen durch öffentliche Subventionen zu verhindern. Die Medienpolitik sollte sich eher darauf konzentrieren, die Rahmenbedingungen für die Durchsetzung des Digitalfernsehens im Kabel zu verbessern.

Auch die Satellitenbetreiber sehen die Einführung von DVB-T kritisch. "Das Ganze ist ein technischer Rückschritt", so Wolfgang Schürmann, verantwortlich für Marketing beim Satellitenbetreiber Astra http://www.ses-astra.com/market/deutschland/index.htm. Für die Digitalisierung der Fernsehwelt bringe das überhaupt nichts.

Der Münchner Medienberater Lutz Mahnke http://www.lm-medienberatung.de bewertete das Berliner Pilotprojekt als wenig hilfreich für das interaktive Fernsehen. "Mit DVB-T betreibt man eine Politik der Marktverstopfung. Es ist ja kein Zufall, dass vor allem die öffentlichen-rechtlichen Sender daran beteiligt sind", führte Mahnke auf der Fachkonferenz aus. Rund 450 Mio. Euro müsse man für eine bundesweite DVB-T-Versorgung der öffentlich-rechtlichen Sender aufbringen. "Das Geld könnte man besser verwenden für eine umfassende TV-Digitalisierungsoffensive und nicht für eine Technik, die gerade einmal noch fünf Prozent der Haushalte in Deutschland nutzen", sagte Mahnke.

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