pts20061016017 Medizin/Wellness

Low Vision-Beratung hilft Sehbehinderten im Alltag

Neues Service-Angebot der Hilfsgemeinschaft


Wien (pts017/16.10.2006/12:23) Wenn ganz alltägliche Dinge wie das Lesen der Zeitung oder eines Preisschildes selbst mit Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr möglich sind, kann eine Low Vision-Beratung der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs Abhilfe schaffen. Beim Tag der offenen Tür am 13. Oktober 2006 anlässlich des Tages des weißen Stocks wurde der Low Vision Info-Stand im Zentrum "Lichtblick" von Interessenten geradezu "belagert".

Der Begriff "Low Vision" kommt aus dem Englischen und kann mit "schwaches oder reduziertes Sehvermögen" übersetzt werden. Eine solche Beeinträchtigung schafft Probleme im Alltag: beim Einkaufen, bei der Benützung öffentlicher Verkehrsmittel, beim Arztbesuch oder sogar in den eigenen vier Wänden bei der Körperpflege oder im Haushalt. Die Abhängigkeit von fremder Hilfe wird immer größer. "Durch eine individuelle Low Vision-Beratung können wir sehbehinderten Menschen einen Teil ihrer Selbstständigkeit und Sicherheit im Alltag zurückgeben", erläutert Geschäftsführerin Irene Vogel die Ziele des neuen Service-Angebots. "Diese Form der Beratung kann auch von Nicht-Mitgliedern in Anspruch genommen werden. Die Mitgliedschaft ist übrigens kostenlos", fügt Irene Vogel hinzu.

Individuelle Betreuung

Zuerst wird die Ausgangssituation der zu beratenden Person geklärt: Wie stark müssen Schriftzeichen oder Bilder vergrößert werden, damit auch Details gut erkennbar sind? Wie steht es um die Fern- und Nahsehschärfe, die Wahrnehmung von Kontrasten? Wie hoch ist der Bedarf an Licht und wie groß ist das Gesichtsfeld? Durch den gezielten Einsatz von optischen und elektronischen Hilfsmitteln kann das Sehvermögen der Betroffenen optimal genutzt oder sogar noch verbessert werden.

Im Zentrum "Lichtblick" wird die Low Vision-Beratung von einer ausgebildeten Augenoptikerin durchgeführt, wobei eine Terminvereinbarung unbedingt notwendig ist. Der Zeitaufwand für eine ausführliche Abklärung liegt nämlich bei ca. zwei Stunden, die Kosten sind durchaus erschwinglich. In einem Gespräch mit der sehbehinderten Person und eventuell auch mit Angehörigen werden die Bedürfnisse und Wünsche sowie die bestehenden Möglichkeiten abgeklärt. Mitgebracht werden sollten ein aktueller augenärztlicher Befund, bisher verwendete Sehhilfen und ein Muster jener Lektüre, die für den Betroffenen besonders wichtig ist. So können gleich an Ort und Stelle neue Hilfsmittel unter verschiedenen Bedingungen ausprobiert werden. Dabei wird auch darauf geachtet, dass sich die sehbehinderte Person eine gewisse Fertigkeit im Umgang mit den in Frage kommenden Hilfsmitteln erwirbt, damit diese später problemlos verwendet werden können.

Hilfsmittel für jeden Bedarf

Als optische Hilfsmittel dienen Lupenbrillen, Fernrohrbrillen, diverse Lupen, Kantenfilter und Sonnenschutz, Monokulare. Bei den elektronischen Hilfsmitteln kommen Bildschirmlesegeräte, transportable Lesegeräte und Vorlesesysteme zum Einsatz. Weitere Hilfsmittel sind Lesepulte, Beleuchtung, Vergrößerungs-Software für den Computer, spezielle Großtasten-Telefone, sprechende Alltagshilfen, wie z. B. Uhren und Personenwaagen, oder auch ganz einfache Dinge wie Vergrößerungskopien oder dick schreibende Filzstifte.

Tasten, Hören, Riechen

Am Tag der offenen Tür wurden die zahlreichen Besucher angeregt, ihre Sinne zu testen. Ein kostenloser Sehtest und ein kleines Gewinnspiel animierten Jung und Alt zum Mitmachen. An verschiedenen Stationen konnten Geräusche und Gerüche identifiziert oder Lebensmittel ertastet werden. Dabei stellten etliche Besucher fest, dass ganz alltäglicher Lärm wie das Klirren von Geschirr oder Besteck oder der Geruch von Gewürznelken gar nicht so leicht zu erkennen ist und selbst das Ertasten von Zwiebeln machte einigen Probleme. Dennoch hatten die Besucher beim spielerischen Entdecken ihrer Sinne sehr viel Spaß. Einige Mutige nahmen mit verbundenen Augen und in ortskundiger Begleitung an einem kleinen Rundgang mit dem weißen Stock teil. Auch sie machten die Erfahrung, dass es für Ungeübte schwierig ist, sich zu orientieren, wenn man auf den Tastsinn angewiesen ist. Andere, die ihre "Abenteuer" lieber im Kopf erleben, besuchten die Hörbücherei, in der mehr als 1.000 Werke aus allen Bereichen der Literatur auf neugierige Ohren warteten.

Ein weiterer Anziehungspunkt für die Besucher im Zentrum "Lichtblick" war der Info-Stand mit den hörgerätekompatiblen Großtasten-Telefonen, die auch den Bedürfnissen älterer Menschen optimal entgegenkommen. Im Zentrum des Interesses stand aber eindeutig das GSM Handy "Katharina die Große", eine in Deutschland entwickelte Weltneuheit.

"Der Tag der offenen Tür ist jedes Mal ein Erlebnis für unsere Gäste und für unser gesamtes Team. Der Kontakt mit interessierten Menschen und die Dankbarkeit jener, die bei uns Hilfe finden, motiviert und bestärkt uns alle", freut sich Irene Vogel über die vielen Besucher im Zentrum "Lichtblick".

Sehen Sie auch unsere neue Werbekampagne unter http://www.wirsehenanders.at

(Ende)
Aussender: Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs
Ansprechpartner: Dr. Silvia Lausmann
Tel.: +43/1/330 35 45-81
E-Mail: redaktion@hilfsgemeinschaft.at
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